Tierfütterung per Joystick
Traditionsreiche Bereiche wie der Landwirtschaft profitieren enorm von Technik und Innovationen. Denn jede Erneuerung birgt das Potential, Arbeitsschritte zu vereinfachen, Prozesse zu verschlanken, wodurch Landwirte das gewinnen, wovon sie meist am wenigsten haben: Zeit. Der Hersteller Sgariboldi hat sich auf Maschinen für die Viehzucht spezialisiert und stellt Futtermischwagen, die den Arbeitsalltag von Landwirten vereinfachen. Schon 1987 stellte das italienische Unternehmen den ersten Selbstfahrer vor. Mit diesem ließen sich mehrere Arbeitsschritte zusammenfassen. Seitdem hat Sgariboldi seine Produkte stetig weiterentwickelt und dabei immer auf modernste Technologien gesetzt.
In den Selbstfahrern aus Oberitalien lassen sich alle Tätigkeiten, die bei der Fütterung anfallen, aus der Fahrerkabine steuern: sammeln, schneiden, mischen und das Verteilen der täglichen Rationen. In den Betrieben sind die Futtermischwagen in der Regel 365 Tage im Jahr und bis zu 14 Stunden pro Tag im Einsatz.
Entwicklungsziel
Das technologisch leistungsstärkste Cockpit
Vor zwei Jahren entschloss sich Sgariboldi, mit der I-CAB 2 die technologisch bisher fortschrittlichste und leistungsstärkste Kabine zu entwickeln. Diese sollte mehr Innenraum, freiere Sicht sowie ein größeres Display bieten und alle Steuerelemente in Reichweite des Maschinenführers vereinen. Die I-CAB 2 wurde dabei nicht nur für ein spezielles Modell konzipiert, sondern lässt sich in alle selbstfahrenden Maschinen von Sgariboldi der Serien 6000, 7000 und 8000 integrieren.
Das mit der Entwicklung verbundene Ziel war es, die maximal mögliche Leistung aus der Maschine herauszuholen, auf der das Cockpit installiert ist – damit der Bediener unabhängig von seinen Fähigkeiten Zeit einspart. Die Leistung sollte reproduzierbar sein, also jeden Tag auf gleich hohem Niveau liegen.
Einen wichtigen Anteil daran haben die Bedienelemente, die in der Fahrzeugkabine zum Einsatz kommen. Bei der I-CAB 2 sollten dies ursprünglich verschiedene Produkte vom Bedienelemente-Spezialist elobau sein und damit auf eine langjährige Zusammenarbeit der beiden Spezialisten aufbauen.
Doch dieser Plan änderte sich, als der Landmaschinenproduzent von elobaus neuer Armlehne 225MA midi erfuhr. Diese vereint alle erforderlichen Funktionen in einem System. Das Konzept: elobau bietet maßgeschneiderte Bedienelemente in einem Baukastensystem. Alle Module des Baukastensystems sind bereits nach Standardnormen getestet und zertifiziert. So können Kunden in der Entwicklung, beim Testen und auch bei der Zertifizierung Geld und Zeit einsparen. Die Armlehne setzt sich aus mehreren Modulen zusammen, die sich jeweils individuell gestalten lassen: Joysticks und Handgas, Bedieneinheit, Armauflage und Ablagefach, Hitch-Wheel, Tasten, Daumenräder und Poti. Die Tasten können je nach Bedarf belegt werden. Die Bedienelemente sind mit Hintergrund- und Funktionsbeleuchtung ausgestattet sowie mit der jeweiligen Symbolik abriebfest hinterdruckt. So entsprechen auch diese Module der Norm EU 167/2013 (Mother Regulation).
Alle Anforderungen vereint
Die modulare Armlehne 225MA midi
Mit der 225MA midi stehen nicht nur alle wichtigen Bedienelemente zur Verfügung. Das ergonomische Design ermöglicht dem Anwender ermüdungsfreies Arbeiten. Somit passte die multifunktionale Armlehne perfekt in das Konzept des neuen Cockpits von Sgariboldi. Dort steuert der Fahrer nun über die 225MA midi fast alle Hauptfunktionen der Maschine. Dazu zählen Deichsel, Schnecke, Mühle oder das Entladen und alle Hilfsdienste. Mit dem integrierten Joystick J2 kann der Bediener zum Beispiel während des Beladevorgangs den Ausleger-Fräsarm anheben und absenken. Mit der Rechts- und Linksbewegung des Joysticks wird die Drehung des Schneidwerks gestartet. Während des Entladens lässt sich die Entladeklappe mit dem J2 öffnen und schließen. Die Förderbänder, die den Entladevorgang unterstützen, können per Joystick von rechts nach links bewegt werden, während über den Encoder die Geschwindigkeit der aktiven Förderbänder gesteuert wird.
Sgariboldi hat auch das Handgas zur Steuerung der Motordrehzahl in die Armlehne integriert. Daneben zeigt das Display dem Fahrer alle für seine Tätigkeit wichtigen Meldungen übersichtlich an.
Ergonomisch perfekt
Alle Bedienelemente in Griffnähe
Mit der 225MA midi konnte Sgariboldi auch eine Herausforderung bewältigen, welche die Technologie normalerweise mit sich bringt. „Es ist grundsätzlich wichtig, dem Bediener ein perfektes Gefühl für die Bewegung des Auslegers beziehungsweise Fräsarms mit dem Joystick zu ermöglichen. Doch diese Bewegung lässt sich nicht wirklich linear abbilden“, erklärt Luca Sgariboldi, Geschäftsführer von Sgariboldi. Denn der Fräsarm reagiert verzögert auf das Bewegen des Joysticks. Mit der Armlehne von elobau konnte dies gelöst werden. „Die 225MA midi erlaubt es, für jede Maschine die genaue Kurve der benötigten Reaktion des Auslegers abzubilden“, so Sgariboldi. Dank der Ergonomie der Armlehne hat der Nutzer alle Bedienelemente in Griffnähe. So trägt die Symbolik auf den Bedienelementen dazu bei, dass der Fahrer des Futtermischwagens sich in der Maschine schneller zurechtfindet.
Die 225MA midi bietet aber nicht nur dem Bediener Vorteile, auch die Techniker profitieren davon. Sgariboldi erhielt damit ein System, das sich als Plug-and-Play-Lösung in ein Fahrzeug integrieren lässt – die Verbindung von Armlehne zum Futtermischwagen wird durch einen CAN-Bus realisiert. So lassen sich mehrere unterschiedliche Konfigurationen der Maschine mit derselben Verdrahtung verwalten. Selbst falls eine Nachrüstung am Fahrzeug neue Module in der Armlehne erfordert, ist keine neue Verdrahtung nötig. Denn am Plug-and-Play-Konzept ändert sich auch hierdurch nichts. Sgariboldi bietet seine Maschinen in unterschiedlichen Varianten – zum Beispiel mit verschiedenen Entlademöglichkeiten oder mit einer sowie zwei Klappen. Alle diese Versionen lassen sich mit der gleichen Software handhaben. Notwendig ist dafür lediglich eine Parameteränderung über das Display, damit die Tasten der Armlehne die entsprechend richtigen Aktionen umsetzen können.
Die 225MA midi wurde gemäß der EU 167/2013 (Mother Regulation) entwickelt und eignet sich damit ideal für Landmaschinen. Darüber hinaus entspricht sie in jeglicher Konfiguration dem Agricultural Performance Level C (AgPL r c), der den Sicherheitslevel der elektronischen Steuer- und Bediengeräte in Landmaschinen gemäß ISO 25119 definiert. Maschinenhersteller erhalten somit Armlehne und Module, die normengerecht entwickelt und passend zertifiziert sind, wodurch diese oft zeitaufwendige Arbeit für Hersteller oder Nutzer im Nachhinein entfällt.
Daneben kann sie auch in Sachen Nachhaltigkeit punkten. 75 % der verwendeten Kunststoffe sind biobasierte Hightech-Kunststoffe aus Rizinusöl. Die Armauflage selbst ist mit Apfelleder bezogen. Weiterer Vorteil: Das Baukastenprinzip ermöglicht einen einfachen Austausch einzelner Module im Fall einer Reparatur oder eines Umbaus. Das spart Ressourcen. Vom Faltenbalg bis zum Multifunktionsgriff erhalten Kunden alle Ersatzteile einzeln.
Maximaler Komfort und Übersicht
Die I-CAB 2
„Die 225MA midi ist der zentrale Bestandteil unseres neuen Kabinenkonzepts“, sagt Luca Sgariboldi. „Sie sorgt dafür, dass der Bediener die Maschine mit höchster Sicherheit und hervorragender Präzision steuern kann.“ Wir haben die Ziele erreicht, die wir uns mit der Entwicklung der I-CAB 2 gesteckt hat. Die neue Kabine bietet maximalen Komfort, 12 % mehr Platz, deutlich mehr Helligkeit durch die großen Glasflächen, wurde mit Autolift ausgestattet und bietet dem Bediener nun eine verbesserte Klimatisierung. „Sitz, Armlehne und Display sind eine Einheit und schaffen einen Steuerstand, der nur mit den größten Traktoren auf dem Markt vergleichbar ist.“, sagt Sgariboldi. Da sich für Hersteller kleinerer Maschinenserien mehrjährige Forschungs-, Entwicklungs- und Prüfphasen nicht lohnen, bleibt ihnen der Zugang zu Bediensystemen dieses Reifegrades oft verwehrt.
Einsatz unter Extrembedingungen
Armlehne macht den Grizzly noch effizienter
Eine Maschine, die von diesen Vorteilen profitiert, ist der Grizzly 8100. Der Mischer ist für mittelgroße Unternehmen konzipiert und speziell auf den Dauerbetrieb unter Extrembedingungen ausgelegt. Der Grizzly 8100 ist für Höchstleitungen und große Volumina konstruiert worden. Die hohe Geschwindigkeit, mit der Tierfutterrationen aufbereitet werden, ist bei der Arbeit ein echter Mehrwert. Dank des neuen Cockpits können die Anwender mit dieser Maschine das Tierfutter nun noch schneller und effizienter ausbringen. Mit dem Blick auf vergleichbare Fahrzeuge wird schnell ersichtlich, dass der Grizzly 8100 in Sachen Rationsaufbereitungsgeschwindigkeit und Schnittpräzision unangefochten an der Spitze liegt.
Schnell verlief auch die Entwicklung der I-CAB 2. Sgariboldi konnte das Projekt – auch aufgrund der guten Zusammenarbeit mit elobau – innerhalb eines Jahres abschließen. Selbst das pandemiebedingte Umstellen auf 100 % remote-Zusammenarbeit verursachte keine Verzögerung „Die I-CAB 2 ist heute das Flaggschiff von uns“, betont Luca Sgariboldi. In der relativ kurzen Projektzeit sei es gelungen, mit dem neuen Cockpit die Top-Technologie im Markt für diese Art von Maschinen zu entwickeln.
Die I-CAB 2 hat sich auf dem Feld bestens bewährt und die Maschinenführer auch bei langen Arbeitszeiten und schwierigen Arbeitsbedingungen nicht im Stich gelassen.
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