Mit dem Syn Trac hat Stefan Putz eine Idee in Wirklichkeit verwandelt: Ein Systemfahrzeug, das sich durch Anbaugeräte an Vorder- und Rückseite in verschiedene Nutzfahrzeuge verwandelt. Gemeinsam mit einem Investor gründete er dafür eine eigene Firma, die Syn Trac GmbH. Im Stammunternehmen Synex Tech in Bad Goisern, 70 km von Salzburg entfernt, arbeiten seit 2015 bis zu 19 Syn Trac-MitarbeiterInnen an der Entwicklung des neuartigen Systemfahrzeugs.
Geschäftsführer Stefan Putz erklärt: „Bei unserer Entwicklung haben wir versucht, anders als üblich zu denken. Beginnend bei der Ankoppelstelle haben wir unser Fahrzeug von außen nach innen entwickelt.“ Wie zufrieden er mit dem Ergebnis ist, sieht man ihm an, wenn er in seinen Syn Trac steigt: „Es ist uns gelungen, das Nutzfahrzeug so komfortabel und bedienerfreundlich zu gestalten, dass die Arbeit mit ihm richtig Spaß macht.“
Vielseitigkeit ermöglicht hohe Auslastung
Im Zentrum der Entwicklungsarbeit stand die vielseitige Verwendbarkeit des Systemfahrzeugs. Verschiedenste Anbaugeräte wie Mähwerke und Co. sollten sicher und schnell ankoppelbar sein. Dazu konstruierte das Syn Trac-Entwicklungsteam eine Schnittstelle, die in identischer Ausführung vorne und hinten am Fahrzeug platziert ist. Sie umfasst alle erforderlichen Anschlüsse für Hydraulik, Pneumatik, Zapfwelle, Elektrik, Elektronik, CAN-Bus und übergreifende Bedienkonzepte.
Um das jeweilige Anbaugerät vollautomatisch ankoppeln zu können, bedarf es noch einer Adapterplatte, die Syn Trac als Systemanbieter individuell angepasst liefert. „Mit unserem System dauert es nicht länger als eine Minute, bis das Anbaugerät einsatzbereit ist. Und der Fahrer kann dazu in der Kabine sitzenbleiben“, betont Stefan Putz. Zudem ist es möglich, einen Normadapter anzudocken, mit dem sich ein Hubwerk oder eine Kommunalanbauplatte abbilden lässt. So wird der Syn Trac zum Normfahrzeug.
Dem Spektrum der Anbaugeräte sind keine Grenzen gesetzt. Derzeit reicht es von verschiedenen Mähern über Ballenpressen, Teleskoplader und Kippermulden bis hin zu Rückewagen, Schneepflügen und -fräsen, Streumaschinen, Ladekrane und Hebebühnen – denn Syn Trac kooperiert mit sämtlichen Herstellern. „So spricht unser Syn Trac eine sehr breite Zielgruppe an“, erklärt Anna Putz, die Tochter des Firmengründers, die als Innovationsmanagerin unter anderem für die Vermarktung des Syn Trac zuständig ist. „Wir sind mit kommunalen Einrichtungen ebenso im Gespräch wie mit Unternehmen und Zweckgemeinschaften aus der Land- und Forstwirtschaft.“
Einfache Bedienung durch moderne Elektronik
Ein zentraler Bestandteil des Syn Trac ist das selbst entwickelte Steuerungssystem, das über die neue Multifunktionsarmlehne 225MA midi von elobau bedient wird. Stefan Putz argumentiert: „Es war uns wichtig, unser technisch anspruchsvolles Fahrzeug für den Anwender auch komfortabel bedienbar ist.“ elobau beliefert seit vielen Jahren Nutzfahrzeughersteller mit Armlehnen, die mit verschiedenen Bedienelementen ausgestattet sind.
Keine zusätzliche Entwicklungsarbeit
Dabei handelt es sich bisher ausschließlich um kundenspezifische Entwicklungen. Um ein Bediensystem auf die Anforderung der jeweiligen Nutzfahrzeuge auszulegen, ist spezifische Entwicklungsarbeit nötig. Dabei wird Produktdesign, Konstruktion, Hardware und Softwareentwicklung, Werkzeugkonstruktion und -bau einbezogen, dazu sind Simulation, Prüf- und Abnahmetests notwendig. Diese Schritte entfallen durch das modulare Bediensystem, die sich mit bewährten Standardelementen ausstatten lässt. Die modulare Bedienarmlehne 225 MA midi ist konform zur Mother Regulation EU167/2013 gestaltet.
Nachhaltig: 75 % biobasierte Kunststoffe
Zudem ist das Produkt nachhaltig in allen Belangen: Materialwahl, Herstellungsprozesses und die vielseitige Verwendbarkeit. Dre Großteil der Bauteile aus Kunststoff besteht aus biobasierten Kunststoffen. Unser Anspruch hierbei: Es darf sich daraus keinerlei Nachteil in der Beständigkeit, Qualität oder Wirtschaftlichkeit ergeben.
„Für uns ist dies ein Glücksfall“, meint Stefan Putz, der dieses Angebot schon bei der ersten Prototypenpräsentation vor drei Jahren entdeckte. „Es ist, als hätte elobau dieses Produkt genau für unsere Zwecke entwickelt.“ Denn die derzeit noch geringen Stückzahlen des Syn Trac hätten keine individuelle Armlehne zugelassen. Voraussichtlich werden 2018 vier bis sechs Vorserienfahrzeuge an Anwender unterschiedlicher Einsatzbereiche ausgeliefert. 2019 soll eine erste Serie gebaut werden.
Modular aufgebaute Multifunktionsarmlehne
Der Baukasten dieser elobau Standard-Armlehne setzt sich aus fünf Modulen mit zahlreichen Varianten zusammen. Er beinhaltet
- Joysticks
- Handgas
- Bedieneinheit mit Tastenschalter und Daumenräder
- Armauflage
- Ablagefach
- Ladebuchse fürs Handy
- Hitchwheel und Poti
- mehrere Varianten des elektrischen Interface zur Kommunikation
Alle Elemente sind für optimalen Bedienkomfort auch über Farben und Symbole kenntlich gemacht. Konstruktionsleiter Walter Loidl erklärt: „Wir haben die Armlehne in Vollausstattung gewählt und die Konfigurierung für den Syn Trac mit elobau gemeinsam erarbeitet.“ Ein Joystick dient für Grundfunktionalitäten des Fahrzeugs, also zum Beschleunigen und Bremsen, für Vorwärts- und Rückwärtsschaltung sowie Tempomatfunktionalitäten. Auch die Steuerung der Front- und Heckzapfwelle ist in der Armlehne abgebildet. Sie enthält zudem einen Kreuzsteuerhebel, mit dem Hydraulik-Anbaugeräte bedient werden. Durch mehrere Fingertips lassen sich weitere Funktionen an Anbaugeräten steuern.
CAN Bus SAE J1939
Die Modularmlehne wird über das standardisierte CAN-Protokoll SAE J1939 und abgedichteten Steckverbindungen mit dem Fahrzeug gekoppelt. Das CAN Bus-System ist für die Syn Trac-Entwickler von entscheidender Bedeutung. Es ermöglicht die einfache Programmierung individueller Steuerfunktionen. Dazu vereinfacht es den Anschluss kompliziert zu bedienender Anbauten wie Mähgeräte. Walter Loidl erklärt weiter: „Anbaugeräte besitzen in der Regel eine eigene Steuer- und Bedieneinheit, die wir – parallel zum mechanischen Andocken des Gerätes – an einem Schienensystem mit CAN Bus-Schnittstellen in der Kabine anschließen. Nach der Nutzung werden diese wieder entfernt. Diese externe ‚Intelligenz‘ binden wir so in unser Steuerungssystem ein. Es erkennt automatisch, welches Anbaugerät verwendet wird und legt dementsprechende Funktionen auf die elobau-Bedienelemente.“
Komplexe Programmierung sorgt für einfache Bedienung
Die Grundeinstellung der elobau-Armlehne bleibt stets erhalten. So muss der Fahrer nicht umdenken. „Für die anbauspezifischen Belegungen kann er auf einem von uns entwickelten Visualisierungsbildschirm Informationen abrufen“, erklärt der Konstrukteur.
Das Schienensystem in der rechten Seitenkonsole enthält neben zwei Bildschirmen nur das benötigte Steuergerät. So bleibt der Führerstand in jedem Fall schlank und übersichtlich, wie Anna Putz hervorhebt: „Wir haben, im Vergleich zu anderen Fahrzeugen, weder einen Überhang an Bildschirmen in der Kabine, noch müssen wir ein Schleppkabel durch das Rückfenster hereinführen. Die Verbindung wird komplett über unsere Docking-Schnittstelle hergestellt.“.
Syn Trac und elobau
Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Syn Trac und elobau, die noch vor der eigentlichen Markteinführung der Multifunktionsarmlehne 225MA midi stattfand, entwickelte sich ein großes gegenseitiges Vertrauen, wie Stefan Putz erwähnt: „Die erlebte Qualität der elobau-Produkte und die qualifizierte Beratung seitens Helmut Höller, dem Geschäftsführer von elobau Austria, hat uns dazu veranlasst, weitere Produkte wie Tankgeber mit Entnahme- und Rücklaufrohr sowie Ultraschallsensoren für die Füllstandmessung von Hydraulik- und Getriebeöl von elobau zu beziehen.“ Mit einem Schmunzeln ergänzt er: „Schließlich ist für unser hochwertiges Fahrzeug nur das Beste gut genug“ – womit er nicht nur auf die Funktionalität der elobau Multifunktionsarmlehne anspielt. Auch der Einsatz von Biokunststoffen und der Bezug aus Apfelleder ist ihm durchaus willkommen: „Wenn wir mit solchen Details ohne Funktionalitätseinbußen auch die Umwelt schonen können, bewerten wir das auf jeden Fall sehr positiv.“
Der Syn Trac – einzigartig in vielen Details
Für das große Interesse am Syn Trac, der auf der agritechnica 2017 zum ersten Mal öffentlich präsentiert wurde, sind viele Details verantwortlich. Vor allem die Docking-Schnittstelle, die den schnellen Anschluss unterschiedlichster Geräte ermöglicht. An sie lässt sich zusätzlich ein Zusatzmotor andocken, der die Standard-Motorleistung von 425 PS auf rund 1000 PS erhöht – was für den Einsatz als Hochleistungs-Schneefräse ein starkes Argument darstellt. Ebenfalls lässt sich eine dritte Achse ankoppeln – entsprechend dem Kundenwunsch angetrieben, gefedert und gelenkt. So eignet sich der Syn Trac auch für Anwendungen mit hohen Traglasten bis zu 27 Tonnen, etwa als Kipper oder großer Streuwagen.
Die Fahrleistung
Schnelle Fahrten von bis zu 80 km/h ermöglicht der 9,2 Liter 6-Zylindermotor von CAT, so dass der Syn Trac auch auf Autobahnen verkehren darf. Der Motor befindet sich rechts unter der Fahrerkabine. Parallel dazu ist das in Kooperation mit VDS selbstentwickelte Stufenlos-Getriebe installiert. Das Fahrwerk ist mit einzelradaufgehängten Achsen bestückt. Als Lenkung stehen die Varianten Allrad, Front und Hundegang zur Verfügung. Der Wendekreis ist kleiner als neuen Meter. Last but not least ist das Preis-/Leistungsverhältnis ein wichtiges Argument. Denn durch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten lassen sich so manche Investitionen in einen funktionellen Fuhrpark einsparen, wodurch der Syn Trac zur insgesamt preisgünstigen Alternative wird.
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