Wie gelingt ein sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften? Keine Ausbeutung, kein unbegrenztes Wachstum, keine Gewinnmaximierung? Diese Frage stellte sich Michael Hetzer bereits früh zu Beginn seiner Unternehmensnachfolge beim Familienunternehmen elobau. Als Antwort auf diese Frage begibt er sich gemeinsam mit seinen MitarbeiterInnen auf den Weg um Nachhaltigkeit und Sinnorientierung in den Mittelpunkt zu rücken. Durch verschiedene Initiativen und Projekte, wie „elobau goes green“ ist das Unternehmen seit 2010 klimaneutral.
Michael Hetzer nennt seinen Weg „alternativlos“ und gibt im Gespräch mit Miriam Lerch spannende Einblicke in die verschiedenen Maßnahmen auf dem Weg zum nachhaltig-gemeinwohlorientierten Unternehmen. Doch das ist nur ein Punkt der kontinuierlichen Weiterentwicklung, den das Unternehmen elobau in den letzten Jahren angestrebt hat.
Neben dem Thema Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie nimmt das Thema Mitarbeiterbeteiligung und -mitbestimmung einen ganz wesentlichen Raum bei elobau ein. Das mittelständische Unternehmen mit ca. 950 Mitarbeitern produziert und verbaut Bedienelemente, Füllstandsmesser und Sicherheitssensoren in z.B. Steuerknüppeln für Traktoren oder Gabelstabler. Die MitarbeiterInnen stehen schon seit der Firmengründung 1972 im Mittelpunkt der Arbeit. elobau nutzt deshalb seit vielen Jahren das Great Place to work Instrument um Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu evaluieren. Auf Grund der Ergebnisse der Befragung wurde das Entlohnungssystem in der Produktion angepasst. Was sich so einfach anhört, war in Wirklichkeit ein anstrengender, kollaborativer Prozess, der anderthalb Jahre andauerte. Dass 98% der MitarbeiterInnen in der Produktion das neue Vergütungsmodell annahmen und ihre Verträge entsprechend änderten, spricht für den Erfolg dieses Weges.
Sinnorientierung und Verantwortungseigentum
Das dritte spannende Thema, dass Michael Hetzer in den letzten Jahren angegangen ist, das ist die Regelung der Unternehmensnachfolge. Für Hetzer wurde klar, dass er seinen Kinder diese Bürde nicht aufladen möchte und gleichzeitig auch verhindern möchte, dass seine Firma später verkauft werden kann. Also machte er sich 2010 auf den Weg sein Unternehmen in eine Stiftung umzuwandeln. Heute besteht das Firmenkonstrukt aus einer Familienstiftung und einer gemeinnützigen Stiftung. Schüttet Elobau Gewinne aus, so fließen die fast vollständig an die Stiftung, die damit gemeinnützige Projekte fördert. Das Unternehmen gehört sozusagen „sich selbst“.
Der Prozess der Stiftungs-Umwandlung dauerte knapp 6 Jahre und verschlang viel Geld. Doch Michael Hetzer ist überzeugt: Verantwortungseigentum ermöglicht unabhängige Unternehmen, die langfristigen Sinn und nachhaltige Entscheidungen über kurzfristige Profitmaximierung stellen. Um andere Unternehmer zu unterstützen, die diesen Weg anzustreben, unterstützt er die Purpose-Stiftung und setzt sich auch politisch ein. Ziel ist eine neue rechtlich bindende Unternehmensform und steuerliche Vorteile für Gemeinwohl-Unternehmen. Durch die neu entstandene Purpose-Stiftung können kleine Unternehmen wie Einhorn, Ecosia oder die Zeitschrift „neue Narrative“ schon heute Verantwortungseigentum leben.
Denn das ist oft so die Frage, die ich mir stellen lassen muss: Nachhaltigkeit und profitabel? Das schließt sich ja quasi aus. Und dann frage ich immer: Warum? Wie kommen Sie da drauf? Darauf haben sie dann meistens keine Antwort.
Kommentare
Kommentar schreiben